| Veranstaltung: | Landesdelegiertenkonferenz 2022 | 
|---|---|
| Tagesordnungspunkt: | TOP 4 Anträge | 
| Antragsteller*in: | Gabriele Bayer (KV Neumarkt) | 
| Status: | Eingereicht | 
| Eingereicht: | 24.08.2022, 20:02 | 
A5: Community Health Care - Neue Wege in der Gesundheits- und Pflegeversorgung
Antragstext
In ländlichen Regionen, aber auch im urbanen Raum ist die Gesundheitsversorgung 
zunehmen lückenhaft. Angesicht des demografischen Wandels und eine damit 
verbundene alternde Gesellschaft benötigen wir kreative Antworten auf diese 
drängende Herausforderung. Die Zunahme von Multimorbidität und 
Pflegebedürftigkeit erfordert neue, andere Versorgungkonzepte.
Ein Blick in andere Länder ist hilfreich. Was in Deutschland noch wenig 
vorstellbar ist, hat in anderen Ländern bereits Einzug gehalten: Community 
Health Nursing (CHN). Eigens dafür qualifizierte Pflegefachpersonen wirken in 
der primären Gesundheitsversorgung mit. Häufig sind Community Health Nurses in 
kommunalen Gesundheitszentren z.B. in Kanada, Finnland oder Slowenien 
angesiedelt. Die Bürger:innen finden so vor Ort in der Kommune 
Ansprechpartner:innen für alle gesundheitlichen Fragen. Das Besondere ist: Ein 
multiprofessionelles Team bietet aufeinander abgestimmte Angebote an.
Die Agnes-Karll-Gesellschaft hat mit der Förderung der Otto und Edith 
Mühlschlegel Stiftung in der Robert-Bosch-Stiftung eine Machbarkeitsstudie zu 
„Community Health Nursing“ in Deutschland durchgeführt.
Zahlreiche Tagungen zum Thema haben bestätigt, dass Community Health Nursing ein 
gangbarer Weg für Deutschland ist.
Die Anforderungen an eine zukunftsfähige Gesundheitsversorgung sind seit vielen 
Jahren in ihrer Komplexität gewachsen. Viele chronisch kranke Menschen, alte 
Menschen mit demenziellen Erkrankungen, Menschen mit Behinderungen haben sehr 
individuelle und komplexe Bedarfe. Häufig sind die Familiensysteme überfordert 
oder gar nicht existent.
Den betroffenen Menschen machen nicht die Krankheit oder die Pflegebedürftigkeit 
primär zu schaffen, sondern die Auswirkungen, die diese veränderten Situationen 
auf das Leben der Betroffenen und ihren Familien haben. Deshalb braucht es mehr 
als ärztliche Versorgung oder den ambulanten Pflegedienst für die Bewältigung 
des neuen Alltags mit allen Herausforderungen, die Krankheit und 
Pflegebedürftigkeit mit sich bringen.
Der Ansatz: Mehrere kleinere Kommunen sollten zu Interkommunalen 
Zusammenschlüssen ermuntert werden und könnten so in Sozialräumen 
zusammengefasst werden. Die politisch Verantwortlichen in den Kommunen 
(Bürgermeister:innen, Landrät:innen) und die Akteure im Sozialraum müssen 
zwingend zusammen arbeiten, um passgenaue Konzepte zu erarbeiten und zu 
realisieren.
Neue technologische Möglichkeiten stehen heute zur Verfügung, Stichwort 
Digitalisierung, die Arbeitsprozesse auch im Gesundheits- und Pflegesektor 
verändern. Eine verbesserte Kommunikation zwischen den Akteur:innen im 
Sozialraum kann Potentiale eröffnen und Versorgungsergebnisse sichtbar machen.
Mit der Zunahme der chronischen Erkrankungen und der alternden Gesellschaft wird 
sich die Gesundheitsversorgung deutlich in die ambulante Richtung verschieben 
müssen.
Der Mangel an Hausärzt:innen im ländlichen Bereich, aber auch abnehmende 
Gesundheitsversorgung in sog. benachteiligten Stadtgebieten machen neue 
Strukturen nötig.
2014 hat der Sachverständigenrat der Bundesregierung in seinem Bericht bereits 
„Lokale Gesundheitszentren zur Primär- und Langzeitversorgung“ vorgeschlagen.
Die Robert-Bosch-Stiftung ist überzeugt, dass die Community Health Nurses einen 
wichtigen Beitrag zur besseren und bedarfsgerechten Gesundheitsversorgung 
leisten können. Ganz besonders in unterversorgten und benachteiligten Gebieten, 
von denen es in Bayern sehr viele gibt, nicht nur auf dem Land, sondern auch in 
benachteiligten Stadtgebieten. Community Health Nurses können laut Robert-Bosch-
Stiftung als konstitutiver Teil multiprofessioneller Teams in Gesundheitszentren 
die Koordination und Kontinuität der gesundheitlichen und pflegerischen 
Patientenversorgung verbessern.
Um diesen Aufgaben gerecht zu werden, brauchen wir eine entsprechende 
Qualifizierung auf universitärer Ebene.
Besonderes Augenmerk sollten die Community Health Nurses auf vulnerable Familien 
mit Problemen bei Suchterkrankung, Behinderung, Demenz, psychiatrischen 
Erkrankungen, chronischen Krankheitsbildern, Pflegebedürftigkeit usw. richten.
Wir, die bayerischen GRÜNEN möchten, dass alle Menschen, egal ob im ländlichen 
Raum oder in der Großstadt, eine gute Gesundheitsversorgung haben. Daher fördern 
wir die interkommunale Zusammenarbeit beim Aufbau sozialräumlicher 
Versorgungsstrukturen nach dem Modell der Community Health Nurses und den Aufbau 
passgenauer Ausbildungen und Studiengänge.
Begründung
Alle Menschen in Bayern, egal ob im ländlichen Raum oder in der Großstadt sollten eine gute gesundheitliche und pflegerische Versorgung haben. Der demografische Wandel und zunehmende Komplexität der Versorgungsstrukturen, aber auch der Versorgungsbedarfe erfordern neue kreative Wege. Passgenaue, bedarfsgerechte und bedürfnisoriente Angebote im Sozialraum, die von allen Akteur:innen und den politisch Verantwortlichen in den Kommunen unterstützt werden sind der Weg der Zukunft. Community Health Care kann so sowohl in Kommunen im ländlichen Raum, als auch im urbanen Raum die Lösung sein.
Unterstützer*innen
- Martina Neubauer (KV Starnberg)
- Conny Zeidler (KV Neumarkt)
- Karlheinz Egert (KV Neumarkt)
- Stefan Haas (KV Neumarkt)
- Stefan Christoph (KV Regensburg-Stadt)
- Ferdinand Mann (KV Neumarkt)
- Lydia Bauer-Hechler (KV Fürth-Stadt)
- Anton Speierl (KV Dachau)
- Gerhard Müller (KV Würzburg-Land)
- Maria Simon (KV Regensburg-Stadt)
- Xaver Deniffel (KV Augsburg-Stadt)
- Annemarie Probst (KV Augsburg-Land)
- Achim Reusch (KV Neumarkt)
- Petra Tuttas (KV München)
- Sarah Eisenberger (KV Bamberg-Land)
- Dagmar Keis-Lechner (KV Kulmbach)
- Heidi Terpoorten (KV Dillingen)
- Barbara Holzmann (KV Oberallgäu)
- Jakob Breyer (KV Regensburg-Stadt)
- Kerstin Celina (KV Würzburg-Land)
- Johannes Wagner (KV Coburg-Stadt)
- Claudia Köhler (KV München-Land)
- Mirjam Körner (KV Bayreuth-Stadt)
- Wiebke Richter (KV Regensburg-Stadt)
- Ami Lanzinger (KV Erding)
- Simone Artz (KV Würzburg-Stadt)
- Arian Kunze (KV Ebersberg)
- Frank Dürsch (KV München)
- Joachim Schneider (KV Miltenberg)
- Christine Denk (KV Regensburg-Stadt)
- Rita Petra Keller (KV Augsburg-Stadt)
- Angela Isop (KV Kempten)
- Ulrike Schweiger (KV Berchtesgadener Land)
- Florina Vilgertshofer (KV München)
- Eva Borke-Thoma (BV KPV Bayern)
- Cornelia Bethge (KV Rottal-Inn)
- Helena Kontny (KV Würzburg-Stadt)
Kommentare
Annemarie Probst:
Dagmar Keis-Lechner:
Sylvia Hein:
sehe ich das schwierig an.
Bärbel Imhof:
Bärbel Imhof, KV Main- Spessart
Barbara Amrhein:
Ottilie Eberl:
Ottilie Eberl, Bezirksrätin Oberbayern,
KV Ebersberg
Cornelia Bethge:
Cornelia Bethge
KV Rottal-Inn
Sebastian Bischof-Roth:
Rita Petra Keller:
Es kann nicht sein, dass das Familienmitglied, das hauptsächlich für eine zu pflegende Person zuständig ist, im Bezug auf Führung des eigenen Lebens bei uns immer noch die Arschkarte hat.
Die Beziehung zwischen zu pflegender Person und Familienmitglied wäre wieder viel mehr auf Augenhöhe und entspannter, wenn so rein "technische" Handlungen von den Community Nurses zum größten Teil abgenommen würden.
Axel lindner:
Nina Hartmann:
Martin Weberbeck:
Silvia Wenger:
Christiane Thiesen/ KV Lindau: