Teil 1: Erhalten und Stärken des eigenständigen Faches Informatik
Im ursprünglichen Entwurf des Wahlprogramms steht "Wir entwickeln das Fach Informatik zu fächerübergreifender Digital- und Medienbildung mit Schwerpunkt Medienkompetenz weiter." Leider würde dies keine Weiterentwicklung, sondern einen Rückschritt bedeuten. Denn das Fach Informatik ist deutlich größer als die Digital- und Medienbildung, da Algorithmik, Informationsverarbeitung, Hardwarekenntnisse, Schlüsselkompetenzen wie Computional Thinking, Problemlösen, Abstrahieren, Generalisieren, Analyse der Realität und Abbildung in der digitalen Welt und kooperatives Arbeiten neben der Medienbildung Teil dieses Faches sind. Medienbildung ist eindeutig wichtig, diese ist bereits fächerübergreifend Teil der Lehrpläne im G9 und sollte auf jeden Fall auch aufgewertet werden, wie es auch der Änderungsantrag vorsieht, jedoch sollte dies nicht die Abschaffung des Faches Informatik bewirken, wie bisher vorgesehen, da die Kompetenzen, die Schüler*innen in diesem Fach erwerben von elementarer Bedeutung für deren Zukunft sind. Zudem bietet es sich nicht an Informatik in andere Fächer zu integrieren, wie es das Wahlprogramm vorsieht, da den anderen Fachlehrkräften die Expertise von 7 - 9 Semestern Informatikstudium fehlt und der Vergleich der ICT-Kompetenzen von Lernenden in Jahrgangsstufe 9 ergeben hat, dass Schüler*innen, die einen eigenständigen Informatik-Unterricht erfahren deutlich besser abschnitten (0,73 Punkte), als Schüler*innen, die diese Kompetenzen in anderen Fächern erwerben sollten (0,47 Punkte) bzw. garnicht erwerben sollten (0,44 Punkte). Somit macht die Vermittlung informatischer Kompetenzen in anderen Fächern gerade mal 0,03 Punkte aus ggü. dem Nicht-Lernen, wodurch dies vernachlässigbar wäre.
Ein eigenständiges Pflichtfach Informatik macht einen signifikanten Kompetenzunterschied aus und kann als einziges sicherstellen, dass Schüler*innen ICT-Kompetenzen in der Schule erlangen (vgl. Suessenbach, 2022). Ebenfalls schafft das Pflichtfach mehr Geschlechtergerechtigkeit, da danach ebenfalls mehr Mädchen dieses Fach in der Oberstufe wählen (vgl. Suessenbach, 2022) und auch Kompetenzunterschiede zwischen Kindern und Jugendlichen aus verschiedenen sozialen Schichten konnten durch das Pflichtfach nahezu ausgeglichen werden. (vgl. Suessenbach, 2022)
Falls das Problem der fehlenden Informatiklehrkräfte ein Grund für die geforderte Abschaffung ist, so sollte dies eher mit einer Aufwertung des Berufs und Steigerung der Attraktivität gelöst werden und nicht mit der Abschaffung der Disziplin.
Somit ist es wichtig Informatik als eigenständiges Fach zu erhalten und auch für Schüler*innen der nicht technischen Zweige anzubieten und weiter zu stärken außerhalb von einer Stunde pro Woche in JGS 6/7 und zwei in JGS 11. Nur so können alle Schüler*innen digitale Medien effektiv, effizient und kreativ benutzen und die digitale Zukunft mündig mitgestalten.
Teil 2: Weiterbildung in Medienbildung, Mediendidaktik und Medienpädagogik spezifischer als Medienkompetenz
Der bisherige Text lautete "Alle pädagogischen Fachkräfte bilden wir im Bereich Medienkompetenz aus und weiter." Dies ist leider zu unpräzise und erfasst nicht annähernd die Kompetenzen, die eine heutige Lehrkraft aufweisen sollte, weshalb die folgende Präzesierung angemessener wäre: "Alle pädagogischen Fachkräften bilden wir in den Bereichen Medienpädagogik, Medienbildung und Mediendidaktik aus und ermöglichen ihnen Weiterbildungen." Alle drei Bereiche umfassen unterschiedliche Kompetenzen, die eine Lehrkraft aufweisen muss, um Medien gewinnbringend im Unterricht einsetzen zu können, Schüler*innen Medienbildung vermitteln zu können und den bewussten Umgang mit medien näherzubringen.
Quellen:
- Felix Suessenbach, Eike Schröder und Mathias Winde. Informatik für Alle!, 2022
- Tillmann Michaeli. Einführung in die Informatikdidaktik 1, 2022
- Honegger, Beat Döbeli. Mehr als 0 und 1: Schule in einer digitalisierten Welt, 2017