A7NEU: Queer im Sport - Mehr Diversity und Akzeptanz von LSBTIQ im Sport
Veranstaltung: | Digitaler Parteitag (LDK) |
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Antragsteller*in: | LAG Queer.Grün.Bayern (beschlossen am: 07.10.2020) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 10.10.2020, 10:04 |
Veranstaltung: | Digitaler Parteitag (LDK) |
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Antragsteller*in: | LAG Queer.Grün.Bayern (beschlossen am: 07.10.2020) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 10.10.2020, 10:04 |
Gerade in den Sportvereinen erleben queere Menschen, also Menschen die zum
Beispiel homosexuell, bisexuell, trans oder inter sind, oft Ausgrenzung und
Benachteiligungen. So kommt die Studie Outsport der Sporthochschule Köln von
2019 zu dem Ergebnis dass 16% der aktiven Sportler*innen in den letzten 12
Monaten persönliche negative Erfahrungen im Sport aufgrund ihrer sexuellen
Orientierung oder Geschlechtsidentität gemacht haben. Ein Fünftel der 858
Befragten fühlt sich aufgrund der sexuellen Orientierung oder
Geschlechtsidentität von bestimmten Sportarten ausgeschlossen, insbesondere vom
Fußball (27%), Schwimmen (26%), Tanzen (12%) und Kampfsport (11%). Trans
Personen fühlen sich insgesamt deutlich häufiger ausgeschlossen (56%).
Laut der Studie Queere Freizeit treiben queere junge Menschen tendenziell
seltener Sport als cisgeschlechtliche heterosexuelle Jugendliche. Nur 66% der
über 1.700 jungen queeren Menschen, die an der Studie Queere Freizeit
teilgenommen haben, machen in ihrer Freizeit Sport. Zum Vergleich: In einer
Studie zu Medien, Kultur, und Sport gaben 70% der Mädchen und über 80% der
Jungen an, Sport zu treiben.
Wir GRÜNEN machen uns deshalb stark für mehr Diversity und Akzeptanz im Sport,
denn gerade für junge Menschen kann der Sport eine wichtige Ressource für
Anerkennung sein. Er ist gesund und trägt, gerade wenn er im Verein ausgeführt
wird, zur Vernetzung und dem sozialen Zusammenhalt bei.
Bündnis 90/Die Grünen wirken deshalb auf Landesebene auf folgende Ziele hin:
Die bayerischen Sportfachverbände sollen landesweit eine
Antidiskriminierungsklausel für queere Menschen in ihre Satzungen
aufnehmen.
Sportverbände sollen eine Ansprechperson als Anlaufstelle für queere
Menschen, die von Diskriminierung im Verein betroffen sind, benennen.
Die Sportverbände sollen, zumindest übergangsweise, bis eine Regelung auf
Bundesebene geschaffen wurde, eine Regelung treffen, wie trans und inter
Personen im Breitensport an Damen- und Herrenwettbewerben teilnehmen
können.
Den Sportvereinen soll eine Übersicht mit möglichen Maßnahmen und "Best
Practice" Beispielen zum gelungenen und respektvollen Umgang mit queeren
Sportler*innen ausgehändigt werden, an denen sie sich orientieren können.
Die Sportvereine sollen die Möglichkeit bekommen, neben Männern und Frauen
auch Mitglieder mit Geschlechtseintrag „divers“ an ihren zuständigen
Sportfachverband melden zu können.
Die Situation queerer Menschen und Maßnahmen gegen deren Diskriminierung
sollen fester Bestandteil der Trainer*innenaus- und Fortbildungen werden.
Des Weiteren setzt sich Bündnis 90/Grünen auf Landesebene dafür ein,
dass die Staatsregierung in der Sportförderrichtlinie eine vorhandene
Antidiskriminierungsregelung als Voraussetzung für die Förderung ergänzt.
dass ein Anreizsystem geschaffen wird um eine schnelle Umsetzung durch die
Verbände zu bewirken.
dass dem Landessportverband Mittel zur Verfügung gestellt werden, um
Aufklärungsarbeit gegen Diskriminierung queerer Menschen in den Verbänden
und Vereinen zu leisten.
dass auf Landesebene eine Stelle benannt wird die Sportverbände und -
vereine bei der individuellen Umsetzung von Antidiskriminierungsmaßnahmen
und der Inklusion von trans und inter Menschen in den Trainings- und
Wettkampfbetrieb berät.
dass das Sportministerium zu regelmäßigen Vernetzungstreffen zwischen den
Sportverbänden und Betroffenenverbänden einlädt um Maßnahmen und Ziele zu
besprechen.
dass die Landesregierung die Veränderungen bei der Akzeptanz und der
Diskriminierung queerer Menschen im Sport über die nächsten Jahre mit
einer Studie überwacht und über diese regelmäßig Bericht erstattet wird.
Als wichtigen Schritt zur Vorbereitung der genannten Ziele motiviert Bündnis
90/Die Grünen alle Mitglieder auf Landes-, Bezirks-, Kreis- und Ortsebene und
insbesondere die Mitglieder, die selbst leitende Positionen in den Sportvereinen
und -verbänden inne haben, mit den Vereinen und Verbänden in Dialog zu treten,
die genannten Ziele darzulegen und auf Unterstützung hinzuwirken.
Obwohl sich in den letzten Jahren viel für queere Menschen verbessert hat, erleben viele nach wie vor in ihrem Alltag Diskriminierung, Benachteiligung und Herabwürdigung. Insbesondere aufgrund der körperlich geprägten Ausübung der meisten Wettkämpfen und der tradierten Einteilung in Geschlechter bilden Sportvereine hierbei keine Ausnahme, es betrifft sowohl den Profi- als auch den Breitensport.
Wie Erfahrungsberichte zeigen, werden Männer und Frauen, die sich als homo- oder bisexuell outen, vor allem in den Mannschaftssportarten nicht selten beleidigt oder gar bedroht. Im schlimmsten Fall werden sie von den Kamerad*innen und letztendlich auch oft vom Training ausgeschlossen. Besonders wenn eine gemeinsame Umkleiden- und Sanitärnutzung im Verein üblich ist, sehen sie sich nicht selten mit Vorwürfen der Perversion und sexuellen Übergriffigkeit konfrontiert. Sind die Personen noch minderjährig, entsteht, oft auch durch die Eltern befeuert, eine besondere Brisanz.
Das IOC hat zwar eine Regelung getroffen, unter welchen Voraussetzungen trans und inter Personen bei den olympischen Spielen starten können, doch diese sind im Breitensport nicht umsetzbar. Nicht alle trans Personen haben Zugang zu Hormontherapie und regelmäßigen Blutkontrollen. Inter und nicht-binäre Personen möchten ggf. auch gar keine Hormontherapie und sich nicht gewaltsam in eine der beiden Schubladen pressen lassen. Dennoch haben diese Gruppen ebenfalls den Wunsch, am Sportangebot – insbesondere auch an Wettkämpfen - teilnehmen zu können. Während die Teilnahme am Männersport oft toleriert wird, gibt es bei den Frauen häufig Diskussionen, inwiefern trans und inter Personen unverhältnismäßige Vorteile gegenüber cisgeschlechtlichen Frauen haben und ob und wie sich dies auf die Fairness im Wettbewerb auswirkt.
Die Sportvereine allein sind häufig mit diesen Problematiken überfordert. Es kann nicht verlangt werden, dass sie sich bereits alle intensiv mit dieser Thematik auseinandergesetzt haben. Zudem sind die Klubs nicht eigenständig befugt, in die Spielordnungen und Wettkampfregularien einzugreifen. Außerdem kursieren viele Vorurteile und Missverständnisse. Aber gerade Sportvereine, in denen viele unterschiedliche Menschen zusammenkommen, sind ein idealer Ort, um Vorurteile abzubauen, Inklusion zu leben und das gesellschaftliche Miteinander zu fördern. Deshalb sollten die Vereine von höherer Stelle mit Aufklärungsarbeit und Informationen unterstützt werden. Da die Vereine so individuell unterschiedlich sind wie die Menschen, die sich darin treffen, kann keine landesweite Patentlösung gefunden werden. Deshalb brauchen die Vereine individuelle Beratung und Unterstützung von Expert*innen. Um die flächendeckende Beratung sicherstellen zu können, sollte sie auf Landesebene angesiedelt sein.
Ein Outing ist für viele queere Menschen ein großes Risiko und stellt eine enorme psychische Belastung da. Besonders im Sportverein, wo man auch nicht selten Freund*innen hat, sollte das "Wir" Gefühl und der Zusammenhalt im Vordergrund stehen und nicht durch weitere negative Erlebnisse überschattet werden.
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