Veranstaltung: | Digitaler Parteitag |
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Antragsteller*in: | Landesvorstand, Bezirksvorstand Oberbayern, Dr. Markus Büchler (KV München-Land), Katharina Schulze (KV München-Stadt), Ludwig Hartmann (KV München-Stadt), Dr. Anton Hofreiter (KV München-Land), Niklas Dehne (KV Würzburg), Alexander Kahl (KV Nürnberg) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 26.06.2020, 10:51 |
A6: Für Klimaschutz und Verkehrswende: Ausbau des Brenner-Nordzulaufs zügig voranbringen, Vorteile für die Region Rosenheim realisieren!
Antragstext
Um die Pariser Klimaschutzziele zu erreichen, muss die Verkehrswende möglichst
schnell umgesetzt werden. Schließlich verzeichnet der Verkehrssektor weiterhin
wachsende CO2-Emissionen. Spätestens in 30 Jahren dürfen wir keine fossilen
Treibstoffe mehr verwenden. Die Bahn ist die Form der Elektromobilität, die
heute schon in großem Stil funktioniert. Zusammen mit der Energiewende ist die
Bahn für uns der zentrale Baustein klimaneutraler Mobilität. Deswegen müssen
Personen- und Güterverkehr in sehr großem Umfang verbindlich von der Straße auf
die Schiene verlagert werden. Das gilt besonders für den alpenquerenden Verkehr
und ebenso für den Flugverkehr auf kurzen und mittleren Distanzen wie von Bayern
nach Italien.
Die GRÜNEN kritisieren die Bundesregierung, dass sie:
- bis heute keine Strategie vorgelegt hat, wie eine massive Verlagerung des
Güter- und Personenverkehrs bundesweit und international auf die Schiene
erfolgen kann,
- kein Gesamtkonzept vorgelegt hat, wie ein das Schienennetz bundesweit
ausgebaut werden muss, um eine massive Zunahme des Eisenbahnverkehrs zu
ermöglichen,
- keine Ansätze zu einer adäquaten Einpreisung der Folgekosten des Verkehrs
oder anderer Strategien zur Verkehrsvermeidung verfolgt,
- mit den Planungen für den Brenner-Nordzulauf viel zu spät begonnen hat,
obwohl die Zulaufstrecke in Tirol seit vielen Jahren fertig ist und der
Brenner-Basistunnel 2030 in Betrieb gehen soll,
- keine Planungen verfolgt, wie der Mehrverkehr auf der Schiene infolge des
Brenner-Basistunnels jenseits des Planungsabschnitts Staatsgrenze-Grafing
hinaus weitergeführt werden soll (Knoten München, Rosenheim-Mühldorf,
Rosenheim-Freilassing).
Ferner kritisieren die GRÜNEN, dass weder die Bundesregierung noch die
Bayerische Staatsregierung ein Maßnahmenpaket entwickelt haben, das der vom
Schienenausbau betroffenen Region Rosenheim spürbare Vorteile im Nahverkehr,
beim Lärmschutz und anwohner- und naturverträglicher Bauweise entgegenkommt.
Damit haben Bundes- und Staatsregierung Widerstand gegen den Schienenausbau
entfacht, anstatt gemeinsam mit der Region eine bestmöglichen Lösung zu finden,
die den nötigen Kapazitätsausbau dieser internationalen Schienenachse mit
größtmöglichen Nutzen für die Region vereint.
Deshalb verfolgen die GRÜNEN folgende Ziele:
- Für den öffentlichen Nahverkehr: Ein umfassend verstärkter und
verbesserter öffentlicher Personennahverkehr mit einem S-Bahn-ähnlichen
Angebot für den Linienstern Rosenheim. Dazu ein engmaschiger und dicht
getakteter Bus- und Bedarfsverkehr in der Region Rosenheim mit Stundentakt
in jedem Ort von früh um 5:00 Uhr bis 24:00 Uhr und Anschluss an den
Schienenverkehr. Dadurch erreichen wir eine deutliche Entlastung des
Straßenverkehrs.
- Für den Personenfernverkehr: Erheblich ausgeweitete und beschleunigte
Reiseverbindungen im Fernverkehr sowie Nachtzugverbindungen zwischen
Deutschland, Österreich und Italien, eingebunden in den deutschlandweiten
Taktfahrplan „Deutschlandtakt“.
- Für den Güterverkehr: Massive und zwingende Verlagerung des Güterverkehrs
von der Straße auf die Schiene durch wirksame Maßnahmen wie eine
Korridormaut von München bis Verona oder eine internationale
Alpentransitbörse. Eine adäquate Bepreisung des Güterverkehrs durch den
hochsensiblen Alpenraum hilft, unnötige Verkehre zu vermeiden. Der
vervielfachte Güterverkehr auf der Schiene wird eingebettet in ein
Gesamtkonzept zur Weiterführung der Züge über Rosenheim hinaus. Damit
erreichen wir eine tiefgreifende Verringerung der Staus und des LKW-
Aufkommens.
- Für mehr Lärmschutz: Sowohl auf der Bestandsstrecke von München-Trudering
bis Kiefersfelden als auch auf der Neubaustrecke realisieren wir
Lärmschutz nach den höheren Grenzwerten der Lärmvorsorge und fordern
besonders hohe Lärmschutzstandards wie im österreichischem Unterinntal
oder am Oberrhein.
- Für den Schutz der Bevölkerung und der Natur: Die sensible Topographie des
Alpenvorlands und der Alpenregion berücksichtigen wir durch eine
landschafts- und anwohnerfreundliche Trassierung, die wie im Tiroler
Inntal in weiten Teilen im Tunnel oder in Trögen verläuft. Die
unterirdische Führung minimiert den Flächenverbrauch und sichert wertvolle
landwirtschaftliche Flächen im engen Inntal sowie ökologisch wichtige
Biotope.
- Für die Bahn als Rückgrat der Verkehrswende: Die Eisenbahn wird zum
Rückgrat der Verkehrswende. Güter gehören auf die Bahn, dafür sorgen wir.
Eine gut ausgebaute Bahn kann mehr als doppelt so viele Passagiere
pünktlicher und schneller befördern als heute. Das Reisen mit der Bahn
wird komfortabel und macht Freude. Der vorgesehene Ausbau der Autobahn und
weiterer Fernstraßen wie der B15neu in der Region wird überflüssig.
Die zwei bestehenden Gleise von Grafing bis Rosenheim und im Inntal bis
Kiefersfelden reichen auch mit technischer Aufrüstung nicht aus, um den
zusätzlichen Bahnverkehr nach Fertigstellung des Brenner-Basistunnels
aufzunehmen. Dazu brauchen wir die notwendige Infrastruktur. Deshalb wollen wir
den Ausbau der Schienenkapazitäten auf vier Gleise zügig realisieren. Dies
entspricht dem gesetzlich festgestellten Bedarf und ist Grundlage des
derzeitigen Raumordnungsverfahrens.
Begründung
Die Klimakrise hat drastische Folgen, wenn wir nicht handeln. Für unsere grünen Ziele im Klimaschutz und bei der Verkehrswende brauchen wir den Ausbau des Brenner-Nordzulaufs als einen wichtigen Baustein – neben sehr vielen anderen Aus- und Neubaumaßnahmen in Bayern bzw. Deutschland.
Wir wollen den Personenverkehr auf der Schiene vermehren und verstärken, sowohl im öffentlichen Nahverkehr als auch im Fernverkehr. Und wir wollen große Teile des Güterverkehrs verbindlich von der Straße auf die Schiene verlagern. Auch zum Flugverkehr brauchen wir Alternativen auf der klimaschonenden Schiene. Deshalb muss die Kapazität der Eisenbahnstrecken und der Bahnknoten deutlich erhöht werden.
Die Aufrüstung der Bahnstrecke von Trudering bis Grafing und die zweigleisige Neubaustrecke von Grafing bis Kiefersfelden ist ein Baustein von vielen zum Erreichen der Pariser Klimaziele. Viele weitere Bausteine fehlen und sind von der Bundesregierung noch nicht begonnen worden. Das kann aber kein Grund sein, diesen Baustein abzulehnen.
Unabhängig davon wollen wir Maßnahmen zur Verkehrsvermeidung ergreifen. Dazu zählt die Internalisierung externer Kosten sowie eine Alpentransitbörse, die unnötige Güterverkehre vermeiden helfen aber auch Strategien zur Nutzung der Chancen der Digitalisierung, die die Zahl der Dienstreisen und Arbeitswege reduzieren.
Mit einem Maßnahmenpaket, das umfangreiche Vorteile für die Menschen in der Region Rosenheim bietet, wollen wir auf den Widerstand in den vom Ausbau betroffenen Gemeinden antworten und von der Sinnhaftigkeit des Projekts überzeugen. Möglichst alle sollen vom Ausbau der Schieneninfrastruktur profitieren. Mit einem massiv verbesserten Nahverkehr durch Bus und Bahn, Lärmschutz mit Neubaustandard auch auf der Bestandsstrecke und einer weitgehend unterirdischen Trassenführung der Neubaustrecke kann dies gelingen.
Unterstützer*innen
- Fabian Norden (KV München)
- Timm Schulze (KV Bamberg-Stadt)
- Andreas Gumminger (KV Mühldorf)
- Oliver Haas (KV München)
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