B9: Ali Khademolhosseini

Liebe FreundInnen und liebe Freunde,

Vor sieben Jahren hätte ich nicht gedacht, dass ich nur einen Bruchteil von dem erleben würde, was auf mich zukam. Ebenso hätte ich vor acht Jahren nie gedacht, dass ich eines Tages von den Zwängen des iranischen Faschistenregimes befreit sein werde.

Was mich allerdings bewegt, sind diese unerwarteten Veränderungen im Leben und in der Politik, die verheerende Auswirkungen auf die Gegenwart und die Zukunft der Menschen hinterlassen.

Die schlimmste Form solcher Veränderungen ist jedoch, wenn schutzlose Menschen ignoriert werden. In den letzten drei Jahren habe ich dreimal aus nächster Nähe miterlebt, wie die Menschenrechte in der EU, insbesondere unter Konservativen und Rechten, völlig missachtet werden.

Das erste Mal war März 2020, als Erdogen beschloss, hilflose Geflüchtete zu instrumentalisieren, um genau die Schwachstelle Europas, nämlich die Rechten und Konservativen, mit ihren größten Ängsten, nämlich Geflüchteten und Menschen anderer Hautfarbe, zu erpressen. Ich war am 16. März 2020 auf Lesbos und habe selbst miterlebt, wie eine schwangere Frau, während die griechische Polizei Tränengas gegen Menschen vor dem Zaun und Stacheldraht einsetzte, unter schlimmsten sanitären Bedingungen ihr Kind gebären musste.

Das zweite Mal war vom Augustbis Oktober 2021, als in der Nacht zum 15. Aug. die Taliban Kabul eroberten und die Menschen, die eines Tages mit der Hoffnung auf Demokratie und Rechtsstaatlichkeit an unser Versprechen geglaubt hatten, in den Händen der Taliban zurückließen. Als die NATO-Staaten diese Menschen im Stich ließen, musste die Zivilgesellschaft eingreifen, und als wir Menschen evakuierten, legten uns CSU/CDU Steine in den Weg, in der Hoffnung, wir würden versagen. Doch wir haben nicht versagt, sondern weitergekämpft, damit das Versagen der Staaten nicht zum Versagen der Menschlichkeit wird.

Das letzte Mal fing am 16. September 2022 mit der Ermordung von Jina Amini und die feministische Revolution im Iran an. Als die iranische Diaspora verzweifelt nach der Solidarität der EU suchte, wurde sie enttäuscht. Denn die EU hatte nur leere Worte und Versprechungen zu bieten.

Ich möchte für ein Europa kämpfen, das solche Geschichten nicht mehr zulässt. Deshalb brauchen wir ein EU-Parlament, das die Jugend und ihre Vielfalt widerspiegelt, denn nur so können wir eine gerechte und inklusive Zukunft schaffen. Geben wir also denen, die keine Stimme haben, eine laute Stimme. Genau dafür stehe ich zur Verfügung.

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Solidarische Grüße,

Ali Khademolhosseini