Veranstaltung: | Landesdelegiertenkonferenz |
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Antragsteller*in: | Landesvorstand, Ludwig Hartmann (MdL), Markus Ganserer (MdL), Jens Marco Scherf (KV Miltenberg) (dort beschlossen am: 08.09.2017) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 08.09.2017, 11:03 |
A4: Wir bewegen ganz Bayern - Mehr öffentlichen Verkehr im ländlichen Raum
Antragstext
Garantiert mobil - egal wo in Bayern du lebst
Mobilität ist eine wesentliche Grundlage für die Teilhabe am öffentlichen Leben.
Doch gerade im ländlichen Raum besteht der ÖPNV weitestgehend aus
Schülerverkehren und stellt für die Menschen keine wirkliche
Mobilitätsalternative zum Pkw dar. Doch bei weitem nicht alle Menschen haben
jederzeit ein eigenes Auto rund um die Uhr zur Verfügung. Bayernweit kommen auf
1000 Einwohner*innen im Schnitt nicht einmal 600 PKW. Die PKW Verfügbarkeit ist
sozial sehr unterschiedlich verteilt. Daten aus Niederösterreich zeigen, dass
vor allem Arbeitslose und im Haushalt Tätige (zu 49 bzw. 44 Prozent) nicht
jederzeit über einen Pkw verfügen können. So besitzen dort 40 Prozent der
Haushalte im unteren Einkommensviertel keinen Pkw, bei den Haushalten im
obersten Einkommensviertel sind es nur 11 Prozent. Eine deutliche Verbesserung
des ÖPNV Angebotes im ländlichen Raum ist nicht nur aus Klimaschutzaspekten
dringend geboten. Es ist vor allem eine Frage der gleichwertigen
Lebensverhältnisse und der sozialen Gerechtigkeit. Denn dort, wo sich
Nahversorgungs-, Bildungs- und andere öffentliche Einrichtungen auf dem Rückzug
befinden, ist ein gutes Mobilitätsangebot von umso größerer Bedeutung, um auch
in Zukunft attraktive Lebensbedingungen zu gewährleisten. Junge Menschen lassen
sich auch nur dann an den ländlichen Raum binden, wenn sie bereits als
Jugendliche merken, dass auch ihre Mobilitätsbedürfnisse ernst genommen werden.
Deswegen brauchen wir eine Mobilitätsgarantie für Bayern:
Wir wollen auch all denen Menschen, die keinen Führerschein besitzen, sich kein
eigenes Auto leisten können oder wollen oder aus gesundheitlichen Gründen nicht
mehr Auto fahren können, Mobilität ermöglichen. Daher ist unser Ziel eine
Mobilitätsgarantie für Bayern. Langfristig sollen alle Orte im Land an allen
Wochentagen von fünf Uhr morgens bis Mitternacht mindestens stündlich angebunden
sein. Als ersten Schritt in diese Richtung müssen landesweit gültige
Mindeststandards bezüglich der Bedienhäufigkeit definiert werden und die
Landesfördermittel entsprechend dem Bedarf erhöht werden.
Wie erreichen wir dieses Ziel?
- Bayern-Takt auch für den Bus zur Ergänzung der Bahn
Der Schienenverkehr gewährleistet zwar bereits eine grobe Erschließung der
Fläche, er konzentriert sich aber meist nur auf die Anbindung der umliegenden
Ballungsräume und kann somit nur einen Teil der Verkehrszwecke der ländlichen
Bevölkerung abdecken. Der SPNV ist um getaktete, regionale Buslinien, die im
Stundentakt Anschluss an die Schiene herstellen, zu ergänzen. Dafür muss den
kommunalen Aufgabenträgern eine ausreichende finanzielle Ressource zur Verfügung
gestellt werden, um einheitliche und definierte Mobilitätsstandards zu
erreichen.
- Flexible Angebote
Ein attraktives stündliches Angebot auch am Wochenende heißt nicht zwangsläufig,
dass im Stundentakt leere Busse durch die Dörfer gondeln müssen. Angebote wie
Rufbus oder Bürgerbus bieten neue Perspektiven für flexible Bedienkonzepte -
überall dort, wo ein attraktiv getakteter Busverkehr im Regelbetrieb nicht
umsetzbar ist.
- Neue Angebotsformen – Mobilitäts-App
Digitale Systeme eröffnen neue Möglichkeiten für neue Angebotsformen. Mobiles
Internet macht es unglaublich einfach, alle verfügbaren Mobilitätsformen im
ländlichen Raum zu bündeln und intelligent miteinander zu verbinden. Wir wollen
diese Möglichkeiten nutzen und Angebote schaffen, damit die Menschen ans Ziel
kommen, selbst dann, wenn dies mit einer bestehenden Verbindung nicht möglich
ist. Dafür muss in die App ‚bayern-fahrplan.de‘ die Buchung von Rufbussen, die
automatische Suche nach Mitfahrgelegenheiten von flinc oder ähnliches sowie Car-
Sharing-Angebote integriert werden, um Mobilitätsangebote über den öffentlichen
Nahverkehr hinaus zu schaffen.
- Mobilitätsdrehscheiben
Knoten- und Busbahnhöfe im ländlichen Raum sind zur Förderung einer nachhaltigen
Mobilität zu multimodalen „Mobilitätsdrehscheiben“ zu entwickeln. Diese
verknüpfen leistungsfähige ÖPNV-Angebote auf den Hauptachsen mit örtlichen und
regionalen Busverkehrssystemen, die für die letzte Meile mit Car-Sharing-
Systemen (unter Berücksichtigung der E-Mobilität) sowie Radstationen mit
Fahrradverleihsystemen abgerundet werden.
- Potentiale des Schienenverkehrs nutzen
Zur Bewältigung der Verkehrsströme aus den ländlichen Raum hin zu den
Verdichtungsräumen kann die Schiene als Rückgrat des ÖPNV noch deutlich mehr
leisten. Daher fordern wir eine Offensive für die Reaktivierung von Bahnstrecken
und Bestellung von Regelverkehren – im verlässlichen Stundentakt. Darüber hinaus
wollen wir die Fahrzeiten durch Schließung von Elektrifizierungslücken oder
Infrastrukturausbauten verkürzen und das Angebot gut ausgelasteter Strecken auf
einen Halbstundentakt verdichten.
- Potentiale des Radverkehrs nutzen
Mobilität muss vernetzt gedacht werden – landkreisweite Radwegekonzepte mit
optimalen Radwegeführungen (u.a. Radschnellwege) unter Integration der E-
Mobilität erhöhen bei einer guten Vernetzung mit Bus und Bahn die Mobilität im
ländlichen Raum. Radstationen, Leihräder und E-Bike-Ladestationen an zentralen
Bahnhöfen und Busbahnhöfen vernetzen die unterschiedlichen Mobilitätsarten.
Einfach besser unterwegs
Die CSU hat in Bayern nicht nur ein völlig unzureichendes ÖPNV Angebot zu
verantworten, sondern auch der Öffentliche Nahverkehr ist grottenschlecht
organisiert. Das sind nicht aufeinander abgestimmte Fahrpläne, oft nicht
funktionierende Anschlüsse zwischen Bus und Bahn, falsche Fahrplanauskünfte im
Internet, fehlende Preisauskünfte und ein regelrechter Tarif- und
Fahrkartenwirrwar. Das wollen wir besser organisieren. Wir wollen die Fahrt mit
den „Öffentlichen“ so angenehm und einfach wie möglich gestalten.
- Flächendeckende Verkehrsverbünde
Kleinstaaterei im ÖPNV und viele weiße Flecken in der Verkehrsverbundlandschaft
Bayerns müssen der Vergangenheit angehören, denn: ein Verkehrsverbund ist die
beste Plattform für die Kooperation zwischen den Verkehrsunternehmen. Er
koordiniert Bus und Bahn, sorgt für ein einheitliches Fahrpreissystem und
abgestimmte Fahrpläne. Deshalb werden wir dafür sorgen, dass zukünftig der
gesamte öffentliche Personennahverkehr über Verkehrsverbünde erbracht und
organisiert wird.
- Ein Ticket für alles
Aufbauend auf zukünftig flächendeckend vorhandene Verkehrsverbünde und einem
einheitlichen Landestarif ist es in Zukunft möglich, mit einer einzigen
Fahrkarte in Bayern von Tür zu Tür reisen. Das Bayern-Ticket soll zukünftig auch
als Monats- und Jahreskarte ohne Ausschlusszeiten angeboten werden, um noch mehr
Menschen zum Umstieg auf den öffentlichen Verkehr zu bewegen.
- Mobilität für alle bis 18 sowie Auszubildende & Studierende
Wir wollen eine landesweit einheitliche Regelung für die kostenlose Mitnahme von
Kindern sowie ein bezahlbares und landesweit gültiges Jugend- und Azubiticket.
So lernen Kinder und junge Menschen früh die Vorzüge des ÖPNV schätzen, die
Orientierung auf den motorisierten Individualverkehr sinkt, nach dem Motto: Wer
früh Bus fährt, verzichtet später eher aufs Auto.
- Fahrplan und Echtzeitdaten
Änderungsanträge
- Ä1 (Michael Mittag (KV Regensburg-Stadt), Eingereicht)
- Ä2 (Benni Adjei (KV München-Land), Sophie Harper (KV München-Stadt), Leander Hirschsteiner (KV München-Stadt), Philip Montasser (KV München-Stadt), Antonia Bielefeld (KV München-Stadt), Eingereicht)
- Ä3 (Alfred Mayer (KV München-Stadt), Eingereicht)
- Ä4 (Marcus Sebastian Fischer (Augsburg-Stadt KV), Zurückgezogen)
- Ä5 (KV Augsburg-Stadt (dort beschlossen am: 28.09.2017), Eingereicht)
- Ä6 (LAG Verkehr-Planen-Bauen (dort beschlossen am: 16.09.2017), Eingereicht)