Veranstaltung: | Landesdelegiertenkonferenz |
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Antragsteller*in: | Landesausschuss, LAG Queer, LAG Inklusion, Ekin Deligöz MdB (KV Neu-Ulm) (dort beschlossen am: 01.12.2018) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 21.12.2018, 10:11 |
A3: Gesellschaftliche Vielfalt in unserer Partei fördern
Antragstext
Bayern lebt von der Vielfalt seiner Bewohner*innen. Unsere Gesellschaft ist
heute vielfältiger und bunter denn je. Die unterschiedlichen Fähigkeiten,
Kenntnisse und Interessen der Bayer*Innen machen das Land attraktiv. Der
gegenseitige Austausch ist lohnenswert und ermöglicht Fortschritt. Wir wollen,
dass Bayern von den Potenzialen und Kompetenzen aller Menschen die hier leben
profitiert.
Bündnis 90/DIE GRÜNEN begreifen die Vielfalt der Menschen als Chance und als
Herausforderung zum Handeln. Das ist der Leitfaden unserer Politik. Damit
Vielfalt Raum hat, kämpfen wir gegen Rassismus, strukturelle Diskriminierung
sowie verdeckte und offene Benachteiligung im Rechtssystem sowie im Alltag.
In einer Demokratie muss die aktive, sichtbare und gleichberechtigte Teilhabe
aller im Sinne einer inklusiven Gesellschaft möglich sein. Davon sind wir
derzeit weit entfernt. Nur zu oft werden Menschen aufgrund ihrer ethnischen
Herkunft und Nationalität, ihres Geschlechts oder ihrer Geschlechtsidentität,
ihrer sexuellen Orientierung, ihrer Religion und Weltanschauung, ihres Alters
oder ihrer Behinderung diskriminiert und/oder ausgeschlossen.
Diskriminierungen und Ausschlussmechanismen abzubauen, ist eine der zentralen
Aufgaben bündnisgrüner Politik. Wer aber die Gesellschaft ändern will, muss bei
sich selbst beginnen. Als politische Partei tragen wir GRÜNEN eine besondere
Verantwortung dafür, dass sich die Vielfalt unserer Gesellschaft in unseren
politischen Prozessen und Strukturen selbst widerspiegelt. Es ist uns ein
besonderes Anliegen, allen gleichermaßen eine politische Teilhabe und speziell
die Mitwirkung an parteipolitischer Arbeit zu ermöglichen und Barrieren
abzubauen.
Wir sollten uns auf den Weg machen, unsere Strukturen zu verbessern und durch
verschiedene Maßnahmen dauerhaft pluraler und vielfältiger werden.
Dauerhafte Strukturen schaffen - die Anti-Diskriminierungsstelle
Grüne Mitglieder brauchen Anlaufstellen innerhalb der Partei, an denen sie
eigene aber auch beobachtete Diskriminierungs- bzw. Rassismuserfahrungen
thematisieren können und die ihren spezifischen Bedürfnissen gerecht wird.
Die Anti-Diskriminierungsstelle umfasst zwei ehrenamtlich aktive Personen
(quotiert) die durch den Landesausschuss für jeweils zwei Jahre gewählt werden.
Die Anti-Diskriminierungsstelle soll Betroffenen die Möglichkeit bieten,
Diskriminierungserfahrungen aufzuarbeiten sowie zukünftigen Diskriminierungen
möglichst vorzubeugen.
Sie stellt mit Unterstützung der Landesgeschäftsstelle eine Erfassung von
Diskriminierungen innerhalb der Partei sicher und ermöglicht somit die
Erarbeitung von Gegenstrategien durch den Landesausschuss und den
Landesvorstand. So soll ein Raum geschaffen werden, in dem Parteimitglieder
geschützt persönliche, strukturelle oder institutionelle Diskriminierung im
Rahmen des Parteiengagements ansprechen können. Die Antidiskriminierungsstelle
unterrichtet den Landesvorstand regelmäßig vertraulich und auf Wunsch der
Betroffenen anonymisiert über Diskriminierungsfälle und bringt Lösungsvorschläge
mit ein.
Ihre Bekanntmachung erfolgt auf der Homepage, durch Ankündigungen im Newsletter
und in den Gremien, durch eine eigene Email-Adresse und mögliche Sprechstunden.
Um Schulungen und Weiterbildungen zu ermöglichen, stellt der Landesverband ab
seinem nächsten Haushalt ein dafür vorgesehenes Budget ein.
Innerparteiliche Teilhabe
Damit die Partei insgesamt diverser wird und viele verschiedene gesellschaftlich
Gruppen anspricht, ist es wichtig, dass Teilhabe möglichst unkompliziert und
ohne große Hürden geschehen kann. Wir wollen daher auch zukünftig bei
Landesparteitagen und Veranstaltungen garantieren, dass bei Bedarf
Gebärdensprachdolmetschung gewährleistet und in barrierefreien Räumen getagt
wird (siehe hierzu den Leitfaden barrierefrei: https://gruene-
bayern.de/lag/inklusion/). Für uns ist entscheidend, dass Politik mit Familien-
und Sozialleben vereinbar ist. Daher ist es wichtig, dass Kinderbetreuung
angeboten wird, und dass Sitzungen und Versammlungen durch klare Anfangs- und
Endzeiten begrenzt werden. Dabei ist besonders auf die Bedürfnisse derer zu
achten die durch ihr Alter, familiäre, soziale und ähnliche Verpflichtungen
zeitlich eingeschränkt sind. Auch die Erfahrung, dass die eigene Stimme zählt,
ist von großer Bedeutung. Gerade eine Landes- oder Kreismitgliederversammlung,
bei der alle – unabhängig von Pass und Alter – mitstimmen dürfen, ist dabei eine
entscheidende Größe. Auf Landesebene werden wir dafür Sorge tragen, dass die
Einladungen besser verständlich werden.
In der alltäglichen Parteiarbeit anzukommen, ist für viele oft schwer und voller
gläserner Decken. Diese zu durchstoßen muss unser aller Ansporn sein. Oft sind
gerade Maßnahmen wie eine aktive Neumitglieder-Arbeit, pro-aktive und
freundliche Ansprache oder Erstredner*innenquoten sehr probate Mittel, um
Menschen aktiv zur Mitarbeit zu motivieren.
Diversity-Trainings
Um die Partei noch stärker für das Thema Diversity zu sensibilisieren und für
den Umgang damit zu befähigen, ist es wichtig, regelmäßige Fortbildungen in
Kooperation mit internen und externen Expert*innen anzubieten. Der Fokus soll
zunächst auf Diversity-Trainings mit Schwerpunkt Antirassismus und Empowerment,
je nach Zielgruppe liegen. Dadurch sollen Vorstände und andere
Funktionsträger*innen in einem ersten Schritt insbesondere für Formen und
Wirkungsweisen rassistischer Diskriminierung sensibilisiert und befähigt werden,
damit kompetent, reflektiert, (selbst)kritisch und verantwortungsvoll umzugehen.
Gerade für die Diversity-Beauftragten ist die Teilnahme elementar. Diversity-
Trainings sollen zudem zielgerichtet unterstützen und ermutigen die Repräsentanz
zu erhöhen.
Darüber hinaus ist es auf Dauer wünschenswert, selbst Trainer*innen durch
sogenannte „Train the Trainer“-Programme auszubilden, die ihr Wissen im
Anschluss weitergeben können. Ziel ist es, die Mitglieder so auszubilden, dass
sie ihr Wissen und ihre Erfahrung in den Bezirken und den
Landesarbeitsgemeinschaften weitergeben können und damit in die Breite der
gesamten Partei hineinwirken. Eine Zusammenarbeit hierzu mit der Petra Kelly
Stiftung, GRiBS, der LAG Frauen- und Gleichstellungspolitik, der LAG
Integration-Flucht-Migration, der LAG Queer.Grün.Bayern. und der LAG Inklusion
und Behindertenpolitik ist wünschenswert.
Leitfaden für diskriminierungsfreie Sprache
Wir erkennen an, dass Diskriminierung nicht zuletzt über Sprache ausgeübt wird
und eine verletzende Wirkung haben kann. Als Partei wollen wir deshalb noch
stärker auf eine diskriminierungsfreie Sprache achten: auf allen Ebenen und in
allen Gliederungen und in der Arbeit nach außen. Dazu wird der Landesvorstand
einen Leitfaden „Diskriminierungsfreie Sprache“ erarbeiten. Dieser soll in einer
möglichst verständlichen Sprache formuliert werden. Der Leitfaden soll allen
Gliederungen und Funktionsträger*innen, allen Mitgliedern sowie allen haupt- und
ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen im Landesverband zur Verfügung gestellt sowie
für Diversity- Fortbildungen verwendet werden.
Repräsentanz erhöhen
Bündnis 90/Die Grünen wollen, dass Menschen, die aufgrund ihrer ethnischen
Herkunft und Nationalität, ihres Geschlechts oder Geschlechtsidentität, ihrer
sexuellen Orientierung und Identität, ihrer Religion und Weltanschauung, ihres
Alters oder ihrer Behinderung in unserer Gesellschaft oft diskriminiert werden,
in unserer Partei ihrem gesellschaftlichen Anteil entsprechend repräsentiert
sind. Deshalb arbeiten wir darauf hin, ihre Anzahl bayernweit in allen
Gliederungen der Partei, auf lokaler Ebene, dem Landesvorstand, dem Parteirat
und unter den grünen Abgeordneten im Bundestag, im Landtag und in den
Kommunalparlamenten zu erhöhen und somit ihre Repräsentation innerhalb der
Parteistrukturen auf allen Ebenen zu verbessern.
Der Landesvorstand verpflichtet sich, gemeinsam mit den
Antidiskriminierungsbeauftragten alle zwei Jahre einen Bericht zur Entwicklung
der innerparteilichen Teilhabe abzugeben. Dieser soll parteiöffentlich vorgelegt
und im Landesausschuss diskutiert werden.
Diversity: Vielfältigkeit der Menschen unabhängig von ihrer ethnischen Herkunft
und Nationalität, ihres Geschlechts oder ihrer Geschlechtsidentität, ihrer
sexuellen Orientierung , ihrer Religion und Weltanschauung, ihres Alters oder
ihrer Behinderung
Begründung
erfolgt münclich
Änderungsanträge
- Ä1 (Kreisverband Schweinfurt (dort beschlossen am: 09.01.2019), Eingereicht)
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