Veranstaltung: | Landesdelegiertenkonferenz |
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Tagesordnungspunkt: | 8 Anträge |
Antragsteller*in: | Andreas Krahl (MdL, KV Garmisch-Partenkirchen) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 19.09.2019, 16:36 |
A18: Steigerung der akademisierten Pflege in Bayern
Antragstext
Die drei großen gesellschaftlichen Fragen unserer Zeit sind: wie werden wir in
Zukunft arbeiten, wo werden wir in Zukunft wohnen und wer wird uns in Zukunft
wie pflegen?
Wir alle wollen in Krankheit, Alter und Beeinträchtigung bestens gepflegt werden
und wünschen uns das auch für unsere An- und Zugehörigen. Qualitativ hochwertige
professionelle Pflege richtet sich heute nach neuesten pflegewissenschaftlichen
Erkenntnissen, hat den Erhalt und die Wiedererlangung der
Selbstpflegekompetenzen zum Ziel und geht individuell auf die Bedürfnisse von
Multimorbidität und Menschen mit mehrfachen Einschränkungen ein: professionelle
Pflege steht also in den Diensten unserer Selbstbestimmtheit. Mit unseren
individuellen Ansprüchen und dem medizinisch Machbaren wachsen auch die
Herausforderungen an moderne und evidenzbasierte Pflege: das Beste für die
Patient*innen, Bewohner*innen und Klient*innen.
Dabei steuern wir längst nicht mehr auf einen Pflegemangel zu, wir befinden uns
bereits mitten in einem Pflegenotstand. Die Berufsbilder in der professionellen
Pflege sind unattraktiv (besonders für Menschen mit höherer Bildung), die
Arbeitsbedingungen mehr als verbesserungswürdig und zudem ist die Bezahlung
schlecht.
Daher muss professionelle Pflege auch in Bayern zusätzlich zu den bestehenden
dreijährigen Ausbildungssystem attraktiver werden und sich als eigenständige
Profession behaupten. Mehr berufliche Perspektiven steigern die Attraktivität
der professionellen Pflege und holen sie aus dem Assistenz-Image der Ärzteschaft
heraus. Professionelle Pflege nach neuesten pflegewissenschaftlichen
Erkenntnissen ist essenziell für unser spezialisiertes Gesundheitssystem. Neben
der Verbesserung und Aufwertung der 2- und 3-jährigen Fachausbildung ist das
Etablieren eines Hochschulstudiums unerlässlich.
Die „Konzertrierte Aktion Pflege“ hat daher eine Steigerung der
Akademisierungsquote in der professionellen Pflege auf 10% beschlossen. Der
momentane Akademisierungsgrad liegt bei 0,5%. Damit gehören wir auch in Bayern
zu den Schlusslichtern im gesamten europäischen Vergleich.
Studienergebnisse belegen den Zusammenhang von Qualifikation und Pflegequalität,
der Wissenschaftsrat empfiehlt sogar einen Akademisierungsgrad von bis zu 20% in
der Patientenversorgung, nicht in der Verwaltung. Dies wäre ein erster Schritt
in die Richtung einer weltweiten Vergleichbarkeit hinsichtlich des
Stellungswertes der professionellen Pflege und der Qualität der Ausbildung.
Bei der Steigerung der Attraktivität durch eine Erhöhung der
Akademisierungsquote, wollen wir vor allem die Menschen mitnehmen, die in den
Berufsbildern der professionellen Pflege ganz überwiegend arbeiten. Vor allem
die Frauen in der Pflege müssen an den angestrebten Verbesserungen partizipieren
und zu den Nutznießerinnen der Neuregelungen gehören. Ihre Belange müssen wir
durch gezielte Förderung in den Fokus nehmen, um den Bereich der
„Besserverdienenden“ nicht wie so oft zur Männerdomäne zu machen.
Zur Verbesserung der Qualität der Pflege, zur Steigerung der Attraktivität der
Pflegeberufe für alle professionell Pflegenden und für die Konkurrenzfähigkeit
der Pflege in Bayern im europäischen Vergleich fordern wir deshalb:
- Drei universitäre Fakultäten für Pflegewissenschaften in Bayern, deren
Standorte möglichst breit über den Freistaat verteilt sind, um vielen
Studierenden den Zugang zu ermöglichen.
- Eine auskömmliche finanzielle Unterfütterung der Universitätskliniken, um
den Studierenden der Pflegewissenschaften ebenso herausragende
Ausbildungsbedingungen zu bieten, wie unseren angehenden Ärzt*innen.
- Drei universitäre Fakultäten mit angeschlossenen Praxisbereichen
(Universitätskliniken) für Pflegepädagogik, um den Ausbildungsstandard in
allen Berufsbildern der professionellen Pflege zu erhöhen oder
gleichbleibend qualitativ hochwertig zu erhalten.
- Ein Sofortprogramm zur Schaffung von 1000 Studienplätzen für die Bereiche
Pflegewissenschaft und Pflegepädagogik.
- Ein Förderprogramm für Pflegewissenschaft an allen Bayerischen Fakultäten
für Pflegestudiengänge aller Ausrichtungen
- Alle Lehrkrankenhäuser der Medizin in Bayern sollen verpflichtend mit
Stabsstellen der angewandten Pflegewissenschaft ausgestattet werden. Auch
dies dient der Qualität der Ausbildung und stärkt die Profession Pflege
auf allen Ebenen und in allen Berufsbildern.
- Zur besseren Vernetzung aller professionell Pflegenden in Bayern fordern
wir ein Austauschprogramm für Studierende der Pflegewissenschaften mit den
Fakultäten der Universitäten im Raum der Europäischen Union.
- Um professionell Pflegenden, die heute bereits auf unseren Stationen
arbeiten, eine Partizipation zu erleichtern fordern wir eine gezielte
Förderung dualer Studienmöglichkeiten, die es auch beispielsweise
Alleinerziehenden ermöglicht, ihre Karriere voran zu treiben.
- Wir wollen in Bayern interessierten Menschen die Möglichkeit bieten, einen
Master-Abschluss in Advanced-Practice-Nursing zu erringen. Absolvent*innen
dieses Studienganges sind als hochqualifizierte Fachkräfte in der Lage der
Schlüssel zur Linderung des Pflegenotstandes zu werden: als gemeindliche
Gesundheits- und Krankenpflegerinnen können sie Menschen in nahezu allen
Notlagen unterstützen und sind zudem die Fachleute für
Gesundheitsprävention und ganzheitliche Unterstützung vor Ort.
Unterstützer*innen
- Vorstand der GJ Bayern
- Martina Neubauer (KV Starnberg)
- Susanne Kurz (MdL, KV München)
- Beate Walter-Rosenheimer (MdB, KV Fürstenfeldbruck)
- Elisabeth Scharfenberg (KV Hof)
- Gabriele Triebel (MdL, KV Landsberg)
- Florian Questel (KV Bayreuth-Land)
- Cemal Bozoglu (MdL, KV Augsburg)
- Uwe Kekeritz (MdB, KV Neustadt Aisch)
- Andrea Leitermann (KV Cham)
- Marcel Rohrlack (KV München)
- Helga Stieglmeier (KV Erding)
- Sarah Wetzel (KV München)
- Annette Daiber (KV Weilheim)
- Florian Bentenrieder (KV Weilheim)
- Doro Sührig (KV Weilheim)
- Karl-Heinz Grehl (KV Weilheim)
- Manuel Neulinger (KV Weilheim)
- Dr. med Heike Dietrich (KV Weilheim)
- Monika Ott (KV Mühldorf)
- Hubert Lingweiler (KV Rosenheim)
- Dr. Eckart Stüber (KV Weilheim)
- Gunda Kraus (KV München)
- Beppo Brem (KV München)
- Malte Gallée (KV Bayreut-Stadt)
- Lucas Kripp (KV München)
- Andreas Morr (KV Bad Tölz)
- Judith Bogner (KV Mühldorf)
- Steffi König (KV Rosenheim)
- Johanna Sührig (KV Weilheim)
- Astrid Poppenwimmer (KV Garmisch-Partenkirchen)
- Veronika Jones (KV Garmisch-Partenkirchen)
- Tina Winklmann (KV Schwandorf)
- Thorsten Kellermann (KV München)
- Heidi Terpoorten (KV Dillingen)
- Martin Adler (KV Weilheim)
- Marion Lüttig (KV München)
- Dr. Günther Franz (KV Weilheim)
- Bernd Schreyer (KV München)
- Lisa Badum (MdB, KV Forchheim)
- Claudia Köhler (MdL, KV München-Land)
- Katharina von Platen (KV Weilheim)
- Doris Wagner (KV München)
- Bernhard Spitz (KV Garmisch-Partenkirchen)
- Gisela Sengl (MdL, KV Traunstein)
- Christian Hierneis (MdL, KV München)
- Barbara Fuchs (MdL, KV Fürth)
- Manuela Rottmann (MdB, KV Bad Kissingen)