B-LA10: Bianca Hegmann

Liebe Grüns,

das letzte Jahr hat uns alle sehr gefordert: ein Wahlkampf, in dem Anstand, Ehrlichkeit und Respekt bei manchen Parteien verloren gegangen sind. Das unbändige Getöse hatte in den großen Städten zum Glück wenig Gehör, die Wahlergebnisse waren meist sehr gut. Auf dem Land aber sieht es anders aus: in den Monaten vor der Wahl waren wir Wahlkämpfer*innen im wahrsten Sinne des Wortes „Kämpfer*innen“, und zur „Belohnung“ gab es Ergebnisse die diese Anstrengungen nicht mal im Ansatz widerspiegeln.

Aber ohne den ländlichen Raum sind unsere grünen, zukunftssichernden Konzepte: nichts. Die Energiewende mit all ihren Solarparks und Windkraftwerken findet auf dem Land statt. Die Ernährungswende und der Artenschutz brauchen Bäuer*innen die sich für eine nachhaltige Landwirtschaft begeistern. Die Verkehrswende braucht gute Verbindungen auf dem Land, damit Pendelnde die Städte nicht verstopfen. Und die Demokratie braucht genau dort wieder massiven Aufwind, wo laute Stimmen sich selbige wieder zurückholen wollten: auf dem Land.

Warum schreibe ich euch das alles? Weil wir Grüne den ländlichen Raum mit all seinen Besonderheiten in den nächsten Jahren in den Fokus nehmen müssen. Grüne Politik braucht eine „Landbrille“ bei Kampagnen, bei Anträgen und Statements. Wir müssen vor Ort ansprechbar und dauerhaft sichtbar sein. Wir gehen nicht nur im Wahlkampf dorthin wo es weh tut: Deswegen brauchen Land-Kommunalos, die oft allein oder in Mini-Fraktionen arbeiten, die direkte Unterstützung aus Land- und Bundestag bzw. aus dem Parteivorstand. Dafür braucht es Strukturen. Wir waren für Falschbehauptungen, Lügen und unseriöse Anfeindungen angreifbar, weil wir dort, wo sie in die Echokammer geschickt wurden, zu leise waren: auf dem Land. Das werden wir in Zukunft nicht mehr zulassen.

Deshalb möchte ich für Euch in den Landesausschuss: als „Stadtkind“ und „Landei“. Ich bin (nicht nur politisch) groß geworden im Münchner Norden. Dort wo man sich 2010 nur schwer vorstellen konnte, grüne Ideen dauerhaft zu verankern. Seitdem haben wir Grüne dort zwei mal das Landtags-Direktmandat geholt.

Vor sechs Jahren bin ich auf’s Land, in den Landkreis Mühldorf, gezogen. Im Kreisvorstand und zuletzt als Direktkandidatin habe versucht die gedanklichen Mauern einzureißen. Gerade letztes Jahr aber hatten ich und andere Land-Grüns das Gefühl, dazu nur ein brüchiges Stöckchen als Werkzeug zu haben. Lasst und hier anpacken! Was im Münchner Norden geht, geht auch im ländlichen Bayern, in allen Regierungsbezirken!

Stadt – Land – Grün: Europa-, Bundestags- und Kommunalwahl stehen vor der Tür. Hier holen wir die Prozente, die uns Schreihälse und Antidemokraten genommen haben. Und dann 2028 viele Direktmandate im ländlichen Bayern (zusätzlich zu den Mandaten in den Städten natürlich😉)!