Veranstaltung: | Kleiner Parteitag 2022 |
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Antragsteller*in: | Landesvorstand, Andreas Birzele (KV Fürstenfeldbruck), Barbara Fuchs MdL (KV Fürth-Stadt), Edith Memmel (KV Kronach) (dort beschlossen am: 29.04.2022) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 29.04.2022, 11:24 |
H1: Für Anpacker*innen: Wir stärken Bayerns Handwerk
Antragstext
Unsere Handwerker*innen stützen Bayern. Viele Traditionen bei uns in Bayern
kommen aus dem Handwerk. Gleichzeitig verdanken wir Innovationen oft
Handwerker*innen, die Tradition mit dem Puls der Zeit verknüpfen. Von der
kleinen Spenglerei bis zur großen Bäckerei bieten die bayerischen
Handwerksbetriebe Arbeitsplätze und sichern wirtschaftlichen Erfolg.
Handwerksbetriebe beschäftigen die Menschen, die im Ort und der Region leben.
Metzgerei, Schreinerei und Töpferei bringen Leute zusammen - das schafft
Zusammenhalt und ein lebendiges Miteinander. Es sind die Handwerker*innen, die
viele politische Maßnahmen in die Tat umsetzen – vom Gleisausbau bis zum WLAN in
den Schulen. Handwerksbetriebe sind unverzichtbar dafür, dass die Energiewende
gelingt. Gemeinsam mit ihnen können wir es schaffen, unsere Natur zu schützen
und eine regionale Kreislaufwirtschaft zur Realität zu machen. Gemeinsam mit den
bayerischen Handwerker*innen wollen die GRÜNEN Bayern sicherstellen, dass das
Handwerk ein attraktiver Beruf ist und bleibt. Mit diesen Maßnahmen stärken die
bayerischen GRÜNEN das bayerische Handwerk:
Wir schaffen und sichern Fachkräfte
Wir stärken die Anerkennung handwerklicher Berufe. Dafür setzen wir schon in der
Schule bei der Berufsorientierung an, indem die Chancen und Vorteile von
Handwerker*innen umfangreicher aufgezeigt werden und Schüler*innen wie Eltern
erreichen. In allen Schularten führen wir ab der 7. Klasse zwei verpflichtende
Betriebspraktika in Ausbildungsberufen und Projekttage Handwerk ein. Unser Ziel
ist es, alle Menschen beim Finden Ihres Berufs optimal zu unterstützen -
geleitet von den eigenen Talenten und Interessen. Die Vernetzung von Schulen,
Handwerkskammern und der Wirtschaft wollen wir vorantreiben.
Wir bringen die Ausbildung in Bayern auf eine neue Ebene. Es ist Zeit für die
Handwerksausbildung 4.0. Ausbildung und Arbeit im Handwerk müssen im Lehrplan
und in der Berufsorientierung in allen Schularten frühzeitig und intensiv
behandelt werden. So begeistern wir junge Menschen früh für den Handwerksberuf.
Junge Menschen mit Migrationsgeschichte wollen wir mit einer Förderinitiative
des Bundes für den Handwerksberuf gewinnen. Die jungen Menschen, die individuell
benachteiligt sind, unterstützen wir mit Mentoring-Programmen und der
Berufseinstiegsbegleitung beim Übergang von der Schule ins Berufsleben. Wir
stärken die Berufsausbildung und starten einen Prozess, mit dem wir alle Inhalte
der Ausbildungen auf den neuesten Stand bringen. Damit werden Auszubildende auf
Höhe der aktuellen technologischen Entwicklung und der gesellschaftlichen
Anforderungen ausgebildet - von der Energiewende über die Anforderungen an
nachhaltiges, ökologisches, energiearmes Arbeiten, Produzieren und Wirtschaften
bis zum Digitalen Wandel. Berufsschullehrer*innen erhalten regelmäßige
Fortbildungen in diesen Bereichen. Wir investieren in Berufsschulen und
berufliche Berufsbildungsstätten und modernisieren sie flächendeckend. Wir
begrüßen, dass die Bundesregierung mit grüner Beteiligung die Kosten für
Meisterkurse und -briefe deutlich senkt und wollen sie in Bayern kostenfrei
machen. So erhalten alle Menschen den Zugang zur Ausbildung und wir machen
berufliche und akademische Ausbildung gleichwertig. Duale und triale
Studiengänge wollen wir auf handwerkliche Disziplinen ausweiten und so weitere
Fachkräfte ausbilden.
Wir stärken Frauen im Handwerk. Bereits in den Lehrplänen verankern wir
gezielter die beruflichen Perspektiven im Handwerk für alle Schüler*innen und
besonders für Frauen. Wir stellen geschlechterneutrale Beratung in der
Berufsorientierung sicher. Wir wollen eine Kampagne starten, die Vorurteilen
gegenüber Handwerkerinnen entgegenwirkt. Frauen können Handwerk. Gleichen Lohn
für gleiche Arbeit stellen wir mit einem wirksameren Entgelttransparenzgesetz
sicher. Wir starten in Zusammenarbeit mit den Handwerkskammern Mentoring-
Angebote für Frauen und Mädchen. Wir stellen mit einem wirksameren
Entgeltgleichheitsgesetz sicher, dass alle Berufe, insbesondere diejenigen, die
derzeit häufig von Frauen ausgeübt werden, endlich gut und fair bezahlt werden.
Wir erleichtern und fördern den Quereinstieg ins Handwerk. Quereinsteiger*innen
bringen wertvolle Erfahrungen mit und sind im Handwerk gefragt. Wir setzen uns
für einen besonders starken Fokus der Beratungen der Agentur für Arbeit für den
Quereinstieg ins Handwerk ein und bewerben die Möglichkeit des Quereinstiegs
öffentlich. Außerdem schaffen wir ein Landes-Fortbildungs-Programm für alle
Menschen, die in den Branchen arbeiten wollen, die für den Ausstieg aus der
fossilen Abhängigkeit gebraucht werden.
Wir ermöglichen es Geflüchteten im Handwerk zu arbeiten. Wer eine Ausbildung
oder einen Job angeboten bekommt, soll diese Ausbildung oder den Job antreten
können. Wir lassen Arbeitnehmer*innen und Arbeitgeber*innen nicht allein und
beenden die rigorosen Abschiebungen der Bayerischen Staatsregierung. Wir
ermöglichen Asylbewerber*innen vom Asylverfahren per Spurwechsel in das
Einwanderungsverfahren zu wechseln, wenn sie eine Ausbildungs- oder
Arbeitsstelle in Bayern haben. Wir stellen sicher, dass ausreichend Deutschkurse
angeboten werden sowie berufliche Fachsprach-Kurse vom Modell zum Regelangebot
ausgebaut werden.
Wir ermöglichen die Einwanderung und Anstellung von internationalen Fachkräften
im Handwerk. Viele Menschen aus anderen Ländern suchen in Bayern Arbeit, während
viele bayerische Betriebe händeringend nach Arbeitskräften suchen. Wir
entwickeln unser Einwanderungsrecht weiter und entfristen die
Westbalkanregelung. Wir führen eine Chancenkarte mit einem Punktesystem ein, die
als zweite Säule neben dem bestehenden Einwanderungsrecht internationalen
Arbeitskräften den gesteuerten Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt ermöglicht. Die
Blue Card muss auch für das Handwerk gelten, wir weiten sie im Bund auf nicht-
akademische Berufe aus. Die Anerkennung von Bildungs- und Berufsabschlüssen aus
dem Ausland muss in Bayern verlässlicher und schneller ablaufen - wir setzen uns
für klare Fristen für die Bezirksregierungen ein, bauen Bürokratie ab und
beschleunigen die Verfahren.
Wir sichern und ermöglichen lebenslanges Lernen. Neben einer guten und modernen
Ausstattung der Berufsschulen und Bildungsstätten stellen wir sicher, dass sich
jede*r Arbeitnehmer*in beruflich und persönlich entwickeln kann. Wir schaffen in
Bayern einen Rechtsanspruch auf Bildungsfreistellung: Jede*r Arbeitnehmer*in
erhält das Recht auf bezahlten Bildungsurlaub von der Arbeit an zehn Tagen in
zwei Jahren.
Wir stärken das regionale, moderne Handwerk
Wir sichern die wertvollen Arbeitsplätze im Handwerk vor Ort. Dafür schaffen wir
die Voraussetzungen, dass Arbeitnehmer*innen im Handwerk faire Löhne erhalten.
Wir stärken die Tarifbindung und machen uns für eine faire Bezahlung für jede
Branche stark (branchenspezifische Mindestvergütung). Damit sich regionale
Betriebe weiterentwickeln können, etablieren wir flächendeckend ein
Leerstandsmanagement mit Leerstands- und Baulückenkataster und führen kommunale
Flächenmanager*innen ein. So erhalten und fördern wir lebendige
gesellschaftliche und wirtschaftliche Strukturen in ländlichen Regionen. Die
Vergabe von öffentlichen Aufträgen stellen wir zukunftsfest auf und sorgen
dafür, dass staatliche Aufträge anhand sozialer und ökologischer Kriterien, und
damit möglichst regional, vergeben werden. Das ist sinnvoll, weil das regionale
Handwerk die regionale Gegebenheiten kennt, passgenaue Lösungen bieten kann und
durch kurze Wege ressourcenschonend arbeitet. Öffentliche Aufträge knüpfen wir
mit einem modernen Vergabegesetz an die Bezahlung von Tariflöhnen. Ab zehn
Arbeitnehmer*innen greifen außerdem Maßnahmen zur Frauenförderung und zur
Förderung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie im Betrieb. Mitarbeitende
arbeiten motiviert und eigeninitiativ, wenn sie im Betrieb mitgestalten können.
Daher bauen wir Mitbestimmung der Mitarbeitenden aus. Außerdem stärken wir als
Instrument der Unternehmensnachfolge, dass sich Mitarbeitende am Betrieb
beteiligen können.
Wir schnüren ein Förderpaket, um Nachfolger*innen in der Geschäftsführung im
Handwerk zu sichern und unterstützen Gründungen neuer Betriebe. Allen
Nachfolger*innen werden wir die Möglichkeit eröffnen, wie auch Gründer*innen,
das Coaching-Programm des Freistaates zu nutzen. Kann eine Nachfolge oder ein*e
Gründer*in ein geprüftes Wirtschaftlichkeitskonzept vorweisen, wollen wir ein
unbürokratisches zinsloses Gründungs-, Zwischenfinanzierungs- oder
Nachfolgedarlehen in Höhe von 25.000 Euro zur Verfügung stellen. Es gibt viel zu
tun, daher wollen wir dem Rückgang an nachhaltig wirkenden Gründungen
entgegenwirken und führen eine Gründungsprämie für das Handwerk in Höhe von
10.000 Euro ein. Wir schaffen gemeinsam mit allen Akteur*innen Austausch und
Vernetzungsmöglichkeiten für Betriebsnachfolger*innen untereinander.
Wir treiben die ökologische Modernisierung voran. Das Handwerk rüstet Bayern für
die Zukunft, indem es Effizienzen steigert und Klimaneutralität ausbaut. Bayerns
Energiewende-Handwerksbetriebe unterstützen wir ganz besonders, indem wir
gemeinsam den Ausbau von Wind- und Sonnenenergiegewinnung und effizienter
Wärmenutzung und -gewinnung anpacken. Wir stärken das reparierende Handwerk mit
einem „Förderprogramm Reparaturbonus“. Mit einem Fördertopf von zwei Millionen
Euro jährlich vermeiden wir tonnenweise Elektroschrott und unterstützen
gleichzeitig das Handwerk. Jede*r Bürger*in kann künftig jährlich einen
Reparaturbonus von maximal der Hälfte der Reparaturkosten und bis zu 100 Euro
erhalten, um ein kaputtes Haushalts-Elektrogerät reparieren zu lassen. Wir
schaffen außerdem Energieagenturen in allen Landkreisen und kreisfreien Städten.
Sie übernehmen eine unabhängige und kompetente Beratung auf dem Weg zur
richtigen Anlage und den passenden Förderprogrammen, damit Handwerker*innen
direkt loslegen können.
Wir beschleunigen die Digitalisierung und nutzen ihre Chancen für das Handwerk
4.0. Mit einem umfassenden E-Government sichern wir einfache und schnelle
Kommunikation mit den Behörden, damit das Handwerk nicht durch langwierige
Verwaltungsabläufe ausgebremst wird. Bayern braucht endlich eine lückenlose
Mobilfunknetzabdeckung sowie Glasfaseranschlüsse in jedes Haus. Denn Fortbildung
mittels E-Learning ist essentiell, um Betriebe zukunftsfest aufzustellen und
Arbeitsplätze attraktiv zu halten. Der Umstieg auf rein digitale
Geschäftsabläufe bringt Effizienz mit sich, aber auch Abhängigkeit vom Internet.
Wir geben Sicherheit für schnelles Internet in allen Regionen Bayerns.
Zusätzlich stärken wir das vielfältige Handwerk mit 6 Branchen-Boostern:
1. Die Sanitär- & Heizungstechnik stärken wir durch eine fachkundige
Energiesparberatung und ein Check der bestehenden Heizungsanlagen in jedem Haus
in Bayern bis zum Jahresende. Nachdem die Berater*innen dem Haushalt die besten
Optionen aufgezeigt haben, können Bayerns Handwerker*innen den Einbau von
effizienten Heizungsanlagen oder digitalen Heizungssteuerungen übernehmen und
unterstützen, den Wasserverbrauch zu optimieren.
2. Gemeinsam mit der Töpfer- und Keramik-Innung starten wir für die Töpfer- und
Keramik-Werkstätten in Bayern ein passgenaues Beratungsangebot für
Energieeffizienz und Wärmerückgewinnung.
3. Im Lebensmittelhandwerk geben wir Gesundheit und nachhaltigem Einkauf und
Konsum von Lebensmitteln endlich einen Platz in der Ausbildung. Denn der Blick
auf die Ernährung hat sich aus wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Sicht
grundlegend geändert. Wir starten eine Ausbildungsoffensive für die Berufe des
Lebensmittelhandwerks und den Beruf Koch/Köchin. Bessere Arbeitsbedingungen und
eine moderne Ausbildung machen die Ausbildung wieder attraktiv.
4. Den Karosserie- & Fahrzeugbau stärken wir, indem wir gemeinsam mit den
Handwerksorganisationen den Bedarf an Weiterbildungen und Umschulungen für E-
Mobilität ermitteln und entsprechend Weiterbildungsangebote sicherstellen.
5. Der Baubranche und den Dachdeckereien helfen wir, indem wir das
Erwerbspotential in Bayern besser ausschöpfen. Gemeinsam mit der Agentur für
Arbeit starten wir ein Sonderprogramm, das unter anderem Erwerbslose und
Langzeitsarbeitslose für die Arbeit am Bau qualifiziert. Wir stärken den
Wohnungs- und Gebäudebau durch Beratung zu modularem und seriellem Bauen und
Sanieren, das Handwerker*innen mehr Effizienz ermöglicht.
6. Die Elektrobetriebe unterstützen wir durch den Energiewende-Turbo. Damit
geben wir Investitionssicherheit für alle handwerklichen Tätigkeiten rund um
Photovoltaik-Anlagen, E-Ladesäulen und Wallboxen, Smart Home und
Batteriespeicher. Wir fördern Elektrofachkräfte dabei, sich entsprechend
weiterzubilden.
Unterstützer*innen
- Detlef Dobersalske (KV Rosenheim)
- Michael Günzl (KV Rosenheim)
Änderungsanträge
- Ä1 (Eva Lettenbauer MdL (KV Donau-Ries), Florian Siekmann MdL (KV München) und Burkhard Köppen (KV Traunstein), Übernahme)
Kommentare
Detlef Dobersalske:
Dieser Aspekt wurde schon im Gutachten des Wuppertalinstituts für die fridaysfor future betont, aber leider haben wir diesen bisher nicht aufgegriffen und langsam wird die Zeit knapp.