Veranstaltung: | Landesdelegiertenkonferenz 2024 |
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Tagesordnungspunkt: | |
Antragsteller*in: | Landesvorstand, Katharina Schulze (KV München), Cemal Bozoglu (KV Augsburg-Stadt), Florian Siekmann (KV München), Marie-Christine Scholz (KV Regensburg-Stadt) (dort beschlossen am: 22.01.2024) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 22.01.2024, 19:58 |
I1: Demokratie stärken und gegen Demokratiefeinde vorgehen
Antragstext
Unsere Demokratie steht von vielen Seiten unter Druck – aus dem Ausland und aus
dem Inland. Die Bedrohung für unsere freiheitliche, demokratische Grundordnung
und den gesellschaftlichen Zusammenhalt wächst. Der Rechtsrutsch in unserem Land
nimmt an Fahrt auf. Die Anzahl antisemitischer Vorfälle hat sich stark erhöht.
Die neuesten Veröffentlichungen der Correctiv-Recherche "Geheimplan gegen
Deutschland" vom 10. Januar 2024 zeigen die menschenverachtenden Pläne
rechtsextremer Akteure auf. Bei einem Geheimtreffen in der Nähe von Potsdam
haben AfD-Politiker*innen, Aktivisten der ‚Identitären Bewegung‘, rechtsextreme
Burschenschaftler, Mitglieder der ‚Werteunion‘, Verbandsfunktionäre und
mittelständische Unternehmer über einen ‚Masterplan‘ beraten. Demnach wollen sie
in einer großangelegten Deportation Millionen Menschen aus Deutschland
vertreiben, die nicht ihrem völkischen, rassistischen Verständnis von deutscher
Staatsbürgerschaft entsprechen. Das ist eine existentielle Bedrohung für
Millionen von Menschen in Deutschland. Damit greift diese Gruppe
Grundüberzeugungen unserer Verfassung auf radikale Weise an. Das erfordert unser
sofortiges und entschiedenes Handeln.
Es braucht Bürger*innen, die sich einmischen und engagieren. Die einstehen für
unsere Grundwerte und für unsere Freiheit. Es braucht starke Institutionen und
eine starke Zivilgesellschaft. Und es braucht Parteien, die sich über alle
Parteigrenzen hinweg klar abgrenzen gegen Demokratiefeinde, Antisemiten und
Rassisten. Parteien, die unsere Demokratie robust verteidigen. Parteien, die
nicht die Feinde der Demokratie hofieren, indem sie ihre Scheinargumente
übernehmen oder gar Kooperationen schmieden. Und es braucht Parteien, die immer
wieder deutlich machen: Wir sind mehr. Wir GRÜNE begrüßen die vielen
Demonstrationen für die Demokratie in ganz Deutschland in den vergangenen
Wochen.
Als Demokrat*innen müssen wir über alle Parteigrenzen hinweg zusammenhalten
gegen diese Feinde unserer Freiheit. Wir streben eine breite demokratische
Koalition gegen die rechtsextremen Feinde unserer Demokratie an, sind
gesprächsbereit für Ideen und bringen uns mit unseren Vorschlägen aktiv in die
Debatte ein.
Als Bayerische GRÜNE setzen wir uns für einen 6-Punkte-Plan zur Stärkung der
Demokratie in Bayern ein:
- Bayerische Gesamtstrategie zur Bekämpfung des Rechtsextremismus und
Antisemitismus: Diese Strategie fußt auf Prävention, Demokratieförderung,
Deradikalisierung und effektiver Gefahrenabwehr. Wir nehmen auch die neuen
Formen des Rechtsextremismus in den Blick und arbeiten grenzüberschreitend
zusammen, um sie zu bekämpfen. Rechtsextremisten müssen konsequent
entwaffnet und der Fahndungsdruck gegenüber untergetauchten Neonazis und
Rechtsextremisten massiv erhöht werden. Bayern braucht eine konsequente
Erfassung und Verfolgung von Gewalt und Hetze im Internet. Dafür richten
wir eine flächendeckende virtuelle Polizeiwache ein, bei der alle Menschen
online Strafanzeige gegen Hass im Netz stellen können.
- Gut ausgestattete und bürgernahe Sicherheitsbehörden: Die Polizei muss mit
den Mitteln ausgestattet sein, die sie braucht, um effektive und
grundrechtssensible Gefahrenabwehr zu betreiben und Straftaten erfolgreich
aufzuklären. Es braucht deshalb flächendeckend mehr Personal und moderne
Technik. Bei Ausrüstung und Dienstgebäuden lösen wir den Investitionsstau
auf. Wir intensivieren die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit
Sicherheitsbehörden im Ausland und in anderen Bundesländern, denn
Kriminalität macht nicht an der Grenze halt. Wir benötigen auch mehr IT-
Spezialist*innen und schulen die Beamt*innen flächendeckend in diesem
Bereich, denn viele Taten werden online begangen und müssen dort auch
verhindert oder aufgeklärt werden. Wir werden deshalb die personellen
Kapazitäten und die fachlichen Kompetenzen der Sicherheitsbehörden
deutlich verbessern, damit sie Hasskriminalität, Antisemitismus und
rechtsextreme Aktivitäten im Netz besser analysieren und verfolgen können.
- Mehr Demokratie schon in Kindergarten und Schule: Wir wollen die
demokratischen Grundregeln bereits in der frühkindlichen Bildung in Bayern
lehren, lernen und erlebbar machen. Denn Bildungseinrichtungen sind
zentrale Erfahrungsorte der Demokratie. Kinder sollen in ihrem Alltag in
einer Kultur der Mitbestimmung aufwachsen. Deshalb stärken wir auch die
Jugendbeteiligung in allen Schulformen. Jugendliche können bei
demokratischen Projekten mitstimmen und lernen so, demokratische
Verantwortung zu übernehmen. Und sie erfahren, dass verschiedene Meinungen
eine Bereicherung sind und dass in einer Gemeinschaft auch Minderheiten
geachtet und eingebunden werden sollten. Wir wollen mehr Zeit für
politische Bildung an allen Schulformen und in den unterschiedlichsten
Fächern. Dafür wollen wir auch unsere bayerischen Lehrkräfte entsprechend
fortbilden. Mit einem Landesprogramm für Demokratievermittlung machen wir
allen Bildungseinrichtungen ein Angebot, wie sie altersgerechte Projekte
niedrigschwellig umsetzen können. Das Ziel: In kleinen, aber wertvollen
Schritten Demokratie greifbar machen und Medienkompetenz fördern. Wir
wollen, dass Kinder früh lernen, Fakten von Meinungen zu unterscheiden,
und dass sie die Fähigkeit entwickeln, mit demokratiegefährdenden
Desinformationen souverän umzugehen.
- Engagierter Einsatz gegen Lügen und Verschwörungsmythen: Gesellschaftliche
Krisen und unsichere Zeiten erleichtern die Verbreitung von „Fake News"
und Verschwörungsmythen. Durch Social Media verbreiten sie sich heutzutage
viel schneller und sind in der Mitte der Gesellschaft anschlussfähiger
geworden. Bayern braucht eine nachhaltige Strategie gegen die Verbreitung
kruder und oft antisemitisch geprägter Verschwörungsideologien und gegen
die Gefahr einer Querfront aus verschwörungsideologischen, rechts- und
linksextremen Akteur*innen. So legen wir die Vernetzungen der
verschiedenen Akteure offen und stärken sachliche zivilgesellschaftliche
Aufklärungsarbeit und Präventivangebote. Es ist notwendig, mehr
wissenschaftliche Erkenntnisse über neue Formen von Online-Radikalisierung
zu fördern und die Mitarbeitenden von Sicherheitsbehörden weiterzubilden
über Inhalte, Codes und Wirkungsweisen von Verschwörungsideologien. Nicht
zuletzt brauchen wir eine dauerhafte, infrastrukturelle Finanzierung für
zivilgesellschaftliche Initiativen zur Stärkung der Demokratie und gegen
Verschwörungsmythen.
- Vielfalt stärken: Die Vielfalt der Menschen in unserem Land ist seit jeher
eine Stärke Bayerns. Wir setzen uns aktiv dafür ein, Vielfalt in allen
Bereichen zu fördern, so dass alle Menschen sicher und
diskriminierungsfrei miteinander leben und arbeiten können: Menschen
unterschiedlicher Herkunft oder Religionszugehörigkeit, verschiedenen
Alters, verschiedener Hautfarben, mit unterschiedlicher sexueller
Identität oder Orientierung sowie Menschen mit und ohne Behinderungen, mit
sichtbaren oder unsichtbaren Einschränkungen. Mit uns gibt es ein Landes-
Antidiskriminierungsgesetz, einen Landesaktionsplan gegen Diskriminierung
und Rassismus und eine landesweite Bayerische Antidiskriminierungsstelle,
wie sie in anderen Bundesländern schon lange die Regel ist.
Zivilgesellschaftliche Beratungsangebote für Opfer rechtsextremer,
rassistischer oder antisemitischer Gewalt müssen in ganz Bayern ausgebaut
und besser ausgestattet werden. Außerdem legen wir ein bayerisches Förder-
und Aktionsprogramm zur Stärkung der Zivilgesellschaft auf. Das Ehrenamt
ist bei uns in Bayern eine tragende Säule des Miteinanders und ein
gesellschaftlicher Kitt. Hier wollen wir mehr Wertschätzung und mehr
Unterstützung liefern und ermöglichen, dass alle Menschen in Bayern sich
bei ihrem ehrenamtlichen Engagement begegnen.
- Hass ist keine Alternative für Deutschland: Die AfD ist eine in großen
Teilen rechtsextreme Partei, die den Boden unseres Grundgesetzes verlassen
hat. In den vergangenen fünf Jahren hat die AfD mit ihren Anträgen und
hetzerischen Reden im Bayerischen Landtag sowie auch in den bayerischen
Kommunalparlamenten keinen Zweifel daran gelassen, dass sie für unsere
Demokratie und unsere Verfassung nur Verachtung übrig hat. Alle, denen
unsere Freiheit und unsere Demokratie in Bayern am Herzen liegen, müssen
sich deshalb dafür einsetzen, dass diese Partei bei uns keine Macht
übernimmt – egal, ob in der Kommune, im Landkreis oder im Landtag. Deshalb
befürworten die GRÜNEN weiter, dass rechtsextreme Strukturen in Bayern mit
allen Mitteln des Rechtsstaats konsequent bekämpft und zerschlagen werden.
Nach dem Vorbild von Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt muss die AfD
nun endlich auch in Bayern als eine gesichert rechtsextreme Organisation
eingestuft und von den Sicherheitsbehörden entsprechend behandelt werden.
Bei Einstellungen und Verbeamtungen im öffentlichen Dienst müssen
Mitglieder und Funktionäre der AfD auf ihre Verfassungstreue überprüft
werden. Alle Möglichkeiten müssen geprüft werden, wie in Bayern die
öffentliche Finanzierung der AfD und parteinaher Stiftungen der AfD
beschränkt werden kann. Wir halten auch eine Prüfung eines AfD-Verbots für
sinnvoll und notwendig. Wir sprechen uns dafür aus, für einen
Verbotsantrag die Erfolgsaussichten gründlich zu prüfen und einen breiten
Konsens herzustellen. Wir sprechen uns für eine Sammlung stichhaltiger
Belege für einen Verbotsantrag und für eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe der
Innenministerkonferenz aus. Auch eine einheitliche Bewertung aller
Verfassungsschutzämter ist wichtig. Das alleine reicht natürlich nicht.
Demokratiebildung, klare Kante und gute Politik sind ebenfalls
entscheidend.
Unterstützer*innen
- Phoebe Wenta (KV Traunstein)
- Susanne Herrmann (KV München)
- Patrizia Eliani Siontas (KV Erlangen-Land)
- Serdar Akin (KV Augsburg-Stadt)
- Hannah Judith (KV Augsburg-Stadt)
- Inge Pütz-Nobis (KV Forchheim)
- Christian Köhler (KV Neustadt/Aisch-Bad Windsheim)
- Aila Maria Cäcilia Banach (KV Bayreuth-Stadt)
- Peter Heilrath (KV München)
- Regina Hammerl (KV Regensburg-Land)
- Gabriele Masch (KV München)
- Juni Schandl (BV Grüne Jugend)
- Timm Schulze (KV Bamberg-Stadt)
- Sarah Onken (KV Ebersberg)
- Frank Dürsch (KV München)
- Sven-Torsten Gigler (KV München)
- Nadine Reers-Kleinhenz (KV Nürnberg-Land)
Änderungsanträge
- Ä1 (Peter Heilrath (KV München), Eingereicht)
- Ä2 (Peter Heilrath (KV München), Eingereicht)
- Ä3 (Peter Heilrath (KV München), Eingereicht)
- Ä4 (Timm Schulze (KV Bamberg-Stadt), Eingereicht)
- Ä5 (Timm Schulze (KV Bamberg-Stadt), Eingereicht)
- Ä6 (Regina Hammerl (KV Regensburg-Land), Eingereicht)
- Ä7 (Timm Schulze (KV Bamberg-Stadt), Eingereicht)
- Ä8 (Timm Schulze (KV Bamberg-Stadt), Eingereicht)
- Ä9 (Timm Schulze (KV Bamberg-Stadt), Eingereicht)
- Ä10 (Andrea Roso (KV Würzburg-Land), Eingereicht)
- Ä11 (Andrea Roso (KV Würzburg-Land), Eingereicht)
- Ä12 (Andrea Roso (KV Würzburg-Land), Eingereicht)
Kommentare
Regina Hammerl:
„Nach dem Vorbild von Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt muss die AfD nun endlich auch in Bayern als eine gesichert rechtsextreme Organisation eingestuft und von den Sicherheitsbehörden entsprechend behandelt werden.“
> Diese Formulierung halte ich für ungeschickt. Es erweckt den Eindruck, als wäre der Bayrische Verfassungsschutz nicht unabhängig, sondern würde auf Geheiß der Politik agieren. Das ist kontraproduktiv.
Ebenso:
„Auch eine einheitliche Bewertung aller Verfassungsschutzämter ist wichtig.“
Wie Martin Becher kürzlich in einem Vortrag sagte, die AfD ist nicht bundesweit „einheitlich“, daher wirkt diese Forderung nach einer einheitlichen Bewertung wieder so, als würde die Politik hier einen Befehl an den VfS geben.
Man könnte vielleicht fordern, dass die Prüfung intensiviert wird, mehr Ressourcen dafür eingesetzt werden, da ja auch die Zusammensetzung der AfD-Fraktion im Landtag ein Spiegel der zunehmenden Radikalisierung der AfD Bayern ist.
Susanne Bauer:
Ulla Sollacher:
Inge Pütz-Nobis:
Ulrike Haubner:
Die Kindergärten sind mit allen wichtigen Themen mittlerweile überfrachtet .
In jedem guten Kindergarten wird das soziale Miteinender schon immer gefördert = Demokratieförderung
Kathrin Tröster:
WolMar6: